Borchener Radtrikots fahren nun auch in Malawi

Bereits seit 2010 besucht Larissa Neumann (33) regelmäßig das Dorf Guilleme im afrikanischen Malawi. In diesem Jahr konnte sie den Bewohnern mit Trikots des Borchener Radtreffs eine ganz besondere Freude machen.

„Nach dem Abitur wollte ich raus und etwas von der Welt sehen, aber auch in irgendeiner Weise Menschen unterstützen“, beschreibt Larissa Neumann ihren ersten Impuls hin zum afrikanischen Kontinent. Über die Franziskanerinnen Salzkotten habe sie dann die Möglichkeit erhalten, für ein Jahr als Missionarin auf Zeit in dem südostafrikanischen Staat tätig zu werden. Hauptsächlich war sie in dem Dorf Guilleme als Lehrerin an der Guilleme Girls Boarding School eingesetzt, nahm aber auch abseits davon am alltäglichen Leben der Bewohner teil. Der Kontrast zu ihrer aus Deutschland gewohnten Umgebung war hierbei enorm. „Die Straßen dort bestehen aus Lehm und Sand, Wasser und Strom sind nur sehr bedingt verfügbar und die Fortbewegung erfolgt mittels Eselskarren, Fahrrad und meistens zu Fuß“, beschreibt sie die dort vorgefundene Infrastruktur.
Nachdem „Miss Newman“, wie sie von den Schülerinnen genannt wurde, die Landessprache Chichewa erlernt hatte, durfte sie in der Schule selbst eine Klasse der ersten Jahrgangsstufe unterrichten. Vorher hatte sie bereits 130 Schülerinnen der sechsten Jahrgangsstufe in Expressive Arts unterrichtet, einer Mischung aus Sing-, Tanz- und Bastelunterricht. Dieser Unterricht fand auf Englisch statt. „Neben dem Unterricht habe ich außerdem verschiedene AGs geleitet, etwa eine Gesangsgruppe oder eine Computer AG“. Dies sei für die Schülerinnen von besonderer Wichtigkeit, da es in Malawi keine Freizeitaktivitäten im klassischen Sinne gäbe. Vielmehr bestünde der Alltag aus Arbeit, um das Leben und Überleben überhaupt zu ermöglichen.


Frauenfußball in Malawi
Umso erstaunlicher war es, als Larissa Neumann den Mädchen auch nach Schulschluss noch etwas beibringen konnte – im fußballerischen Bereich. „Ich selbst spiele seit meiner frühen Kindheit Fußball beim SC Borchen, da war es für mich nur naheliegend, meine Begeisterung an die Mädels weiterzugeben“. Dies war nicht selbstverständlich, denn Fußball war wie viele andere Bereiche des malawischen Lebens bisher den Männern vorbehalten. „Die Jungs des Dorfes haben nicht schlecht gestaunt, als sie eine Mädchenklasse und dazu noch eine Weiße beim Fußballspielen beobachten konnten“, beschreibt sie die ersten Spieleinheiten.
Aus „Miss Newman“ vom Vormittag war am Nachmittag schnell „Lalissa“ geworden, aus der Lehrerin wurde zusätzlich eine Freundin, Mutter und Schwester für die Mädchen der Schule.


Von der Wiege auf den Rücken
Doch die enge Bindung rührt nicht nur vom Unterricht und sportlicher Begeisterung her, viele der heranwachsenden Kinder hat Neumann selbst auf die Welt geholt. Neben der Tätigkeit in der Schule arbeitete sie nämlich auch im örtlichen Hospital und unterstützte dort bei Geburten. „Einige der Kinder habe ich später selbst tagelang auf dem Rücken mitgetragen“, beschreibt Neumann etwa ihren ersten Kontakt zur inzwischen 14 jährigen Tatenda. Dieser besonderen Freundin, die Neumann seit Minute 1 in Malawi begleitet, hat sie zuletzt auch ein Handy dagelassen, um jederzeit mit ihr in Kontakt stehen zu können – vorausgesetzt der Strom ist da. Da die Familie selbst ohne Strom lebt, kann der Akku nur am örtlichen Marktplatz geladen werden. Hier ist Strom zumindest zeitweise vorhanden.
Um die Einwohner und das Dorf, das ihr längst eine zweite Heimat geworden ist zu unterstützen, fliegt Neumann regelmäßig dorthin und bringt reichlich nützliche Geschenke mit. So spielen die dortigen Fußballmannschaften inzwischen mit Trikots und Bällen des SC Borchen und des SC Paderborn. „Die Freude in den Gesichtern zu sehen, wenn sie echte, gleichfarbige Trikots anziehen können, macht mich jedes Mal aufs Neue glücklich“, erläutert Neumann ihre Motivation. „Natürlich wollen alle Einwohner bedacht sein und so waren es bei meiner letzten Reise im Frühjahr die Cabasar-Fahrer, denen ich eine Freude machen konnte“.


Radfahrer als Berufsstand
Die Cabasar- Fahrer sind eine Berufsgruppe, die im Ort für Mobilität sorgen. Mit ihren Fahrradtaxis transportieren sie Menschen wie Waren von A nach B – Autos gibt es schließlich kaum. „Da ich während meiner Zeit dort auch die benachbarten Dörfer besuche, habe ich auch zu diesen Menschen enge Kontakte aufgebaut“, erklärt Neumann. Das Angebot des Rad-Treff Borchen, deren Fahrradtrikots nach Malawi mitzunehmen sei da sehr gelegen gekommen.
„Wir haben uns bereits vor einiger Zeit für neue, schlichtere Trikots entschieden“, erläutert Burkhard Thiele, Vorsitzender des Borchener Radtreffs. Der Kontakt zu Larissa Neumann war schnell hergestellt und so konnte die Übergabe der Altbestände erfolgen. Die ca. 60 farbenfrohen Trikots seien bei den Cabasar- Fahrern besonders gut angekommen, da sie nun als einheitliche Berufsgruppe schnell erkannt werden können. Überhaupt intakte Kleidung zu tragen sei schon eine Besonderheit, da viele Menschen dort nur ein Shirt besäßen. „Für das Geschenk wollte man mich sogar zur Präsidentin machen“, beschreibt Neumann den Dank der Radfahrer lächelnd. Die neuen Trikots wurden in einer kleinen Modenshow bis zur nächst größeren Straße den Dorfbewohnern präsentiert und klingelnd bejubelt.
Wer ebenfalls unterstützen möchte, etwa zur einheitlichen Bekleidung der Marktfrauen, darf sich unter larissa.malawi@yahoo.de gerne melden. Hilfe ist in jeglicher Art und Weise willkommen, auch Kleinstbeträge haben große Wirkung. So seien zuletzt mit nur wenig Geld unter anderem die Decken saniert und neue Duschen für das Mädcheninternat entstanden. Mehr zu Neumanns Aufenthalten in Malawi ist auf ihrem Instagramkanal „larrygoesmalawi“ zu entdecken.

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